Lieblingskühe - Happy End für ZAIA
In der Brunst nach der Eizellentnahme wurde die Schaukuh noch einmal trächtig.
Jutta Berger, wissenschaftliche Mitarbeiterin
«Nein, zaubern können wir nicht», sagt Bruno Mani schmunzelnd, «aber wenn Know-how und Glück zusammenkommen, machen wir vieles möglich.» Der Betriebsleiter der Embryostation in Ins ist unter anderem für sämtliche Besamungen zuständig, wenn Tiere dort untergebracht sind: Er besamt zum einen die Spendertiere in der Brunst bei einer konventionellen Embryogewinnung. Zum anderen ist er verantwortlich für die Tiere, die nach einer Embryoproduktion selbst trächtig werden sollen. «Für viele ältere Damen, die zu uns kommen, ist das so etwas wie die letzte Chance», erzählt Bruno, «da spüre ich schon einen gewissen Druck.»
Vom Kurs zum Könner
Das Besamen erlernte Bruno im Jahr 2021 in einem Kurs am Inforama Rütti. Seine Kollegen und Kolleginnen vom Swissgenetics-Schulungsteam Reproduktion führen dort jedes Jahr zwei Ausbildungskurse zum Eigenbestandsbesamer durch. «Als angestellter Landwirt darf man in der Schweiz auf dem Betrieb seines Arbeitgebers Samen übertragen, wenn man die entsprechende Abschlussprüfung bestanden hat», erklärt Bruno, «seither übertrage ich den Samen bei uns auf der Station, was uns zeitlich flexibel macht. Ich kann diesen Kurs nur wärmstens empfehlen. Dort vertieft man sein gesamtes Wissen über die Fruchtbarkeit – ob danach jeder Teilnehmer tatsächlich anfängt zu besamen, steht auf einem anderen Blatt.»
Siegerin und doch Problemfall
Eine Lieblingskuh, der Brunos Besamungs-Fähigkeiten schlussendlich geholfen haben, ist Absolute ZAIA von Etienne und Anthony Genoud aus Châtel-St-Denis FR. Eine Kuh, die ihren beiden Besitzern sehr viel bedeutet – nicht zuletzt, weil sie 2020 an der Swiss Expo zur Grand Champion der Red Holsteins gekürt wurde. «ZAIA hat zuletzt im Oktober 2020 gekalbt und wurde seither einfach nicht mehr trächtig», erinnert sich Anthony, «wir haben eigentlich alles probiert – zig Besamungen, Natursprung, Fruchtbarkeitsbehandlungen …»
Die letzte Chance
Die Genouds sahen in ZAIAs Umzug nach Ins eine letzte Möglichkeit, noch einmal Nachkommen von ihr zu bekommen: «Die Embryoproduktion war selbstverständlich das Ziel Nummer eins. Ein Herzenswunsch war aber auch, sie dann doch wieder tragend mit nach Hause nehmen zu können.» Nach einer erfolgreichen Eizellgewinnung im Februar vergangenen Jahres konnten vier wertvolle weibliche Embryonen vom Holstein-Stier ALLIGATOR produziert werden. «Ein hübsches Kuhkalb kam bereits im Januar in diesem Jahr auf unserem Betrieb zur Welt», freut sich Anthony Genoud.
Ein kleines Wunder
Und auch ZAIAs persönliche Geschichte fand ein Happy End: «Wir sind Bruno Mani sehr dankbar. Er hat es tatsächlich geschafft, unsere Kuh mit der ersten Besamung nach der Eizellpunktion trächtig zu machen. Die Trächtigkeit wurde vier Wochen später per Ultraschall bestätigt, und dann konnten wir sie wieder mit nach Hause nehmen», erzählt ihr Besitzer glücklich.
Rätsel der Reproduktion
Warum manche Problemkühe nach einer OPU-Runde plötzlich wieder trächtig werden, ist wissenschaftlich nicht geklärt. Eigentlich würde man erwarten, dass die Manipulation der Eierstöcke eher negative Effekte hat. «Wir beobachten jedoch häufig, dass die erste Brunst nach der Eizellpunktion sehr deutlich gezeigt wird – das hat sicher einen positiven Einfluss auf das Besamungsergebnis», erklärt Bruno Mani.
Zuchtfamilie mit Zukunft
ZAIA brachte schliesslich im Februar ihr sechstes Kalb zur Welt. «Sie hat alles bestens weggesteckt und ist in Topform seither», freut sich Anthony Genoud. Als i-Tüpfelchen stellten die Züchter im April die Zuchtfamilie von ZAIA erfolgreich vor.