SOFIA – Ein Familienausflug nach Ins
Die erste Montbéliard-Kuh kam gleich mit ihrer Enkelin zur IVF.
Jutta Berger, wissenschaftliche Mitarbeiterin
«Kühe aus den Spezialrassen sind immer eine kleine Herausforderung für die Embryoproduktion. Zu ihnen gibt es meist wenig internationale Erfahrungen, von denen wir profitieren können und nach denen sich unsere Standardprozesse ausrichten. Da geht dann viel über das Bauchgefühl unserer Spezialisten für die Eizellpunktion und in der Laborarbeit», sagt Cindy Dougoud, Prozessmanagerin Embryoproduktion bei Swissgenetics. Dass dies trotzdem sehr gut funktionieren kann, zeigen die Ergebnisse von Montbéliard-Kuh SOFIA.
Am Genfersee zu Hause
SOFIA ist eine der bekanntesten Kühe dieser Zweinutzungsrasse, die ursprünglich aus dem französischen Jura stammt. In der Schweiz sind die Montbéliards vor allem in der Romandie verbreitet. Auch SOFIA ist oberhalb des Genfersees zu Hause. Die «Ferme de la Tuilière» der Familie Reymond gehört zur Ortschaft Jongny VD nahe Vevey. Sie ist einer der besten Montbéliard-Zuchtbetriebe in der Schweiz und vor allem die Kuhfamilie von SOFIA trug zur Bekanntheit bei. Ihre Zuchtfamilie erreichte 2024 eine Bewertung von 90A. Juniorchef Danny Reymond wird als exzellenter Kenner und Schaurichter für seine Lieblingsrasse geschätzt.
Schaugrösse und Stierenmutter
2020 gewann SOFIA an der Swiss Expo einen sensationellen zweiten Platz, und auch ihre Töchter und deren Nachkommen wurden erfolgreich an verschiedenen Ausstellungen gezeigt. Swissgenetics konnte SOFIAs im September 2019 geborenen Sohn PICOBELLO ankaufen. Seine ersten Töchter in der Schweiz kalbten mittlerweile zum ersten Mal und haben zum Teil sehr gut bewertete Euter. Auch auf seinem Geburtsbetrieb wurde er erfolgreich eingesetzt.
Schön und leistungsstark
Im Jahr 2021 lobte das Swissherdbook Bulletin explizit das «perfekte Gleichgewicht zwischen Typ und Leistung» von SOFIA. Sie verkörpere das Zuchtziel der Doppelnutzung fast perfekt. Denn neben ihrer ausgezeichneten linearen Beschreibung mit Note EX-93 5E produzierte sie in sieben Laktationen rund 75’000 Liter Milch – mit einer Höchstleistung von fast 12’000 kg. Leider erkrankte die Kuh kurz nach der achten Abkalbung im August 2024 an einer schlimmen, akuten Euterentzündung. «Zum Glück konnten wir sie damals retten», erzählt Danny Reymond, «wir stellten sie trocken und wollten vor allem noch Embryonen von ihr produzieren, um ihre Genetik, die für unseren Betrieb so wichtig ist, zu sichern.»
Gemeinsam zum OPU
Nach einer erfolgreichen Spülung brachte der Züchter seine Lieblingskuh nach Ins, um sie punktieren zu lassen und weitere Embryonen aus verschiedenen Anpaarungen zu erhalten. Gleichzeitig brachte er SOFIAs Enkelin FOXY mit auf die Station. Ein Rind, das zwar die hohen Zuchtwerte seiner Grossmutter geerbt hatte, aber leider selbst noch nicht trächtig wurde. «Dass Tiere aus derselben Kuhfamilie bei uns in Ins sind, kommt schon ab und zu vor», stellt Cindy Dougoud fest, «dass eine Grossmutter und ihre Enkelin am selben Tag punktiert werden, ist allerdings eine Ausnahme – und dass es Montbéliards sind, gab es sowieso noch nie. SOFIA und FOXY waren die ersten beiden Vertreterinnen ihrer Rasse bei uns in Ins.»
Familiäre Eignung
Damit eine Kuh in der Eizellgewinnung «funktioniert», braucht sie auch biologische Grundvoraussetzungen: verschiedene Hormone, die vorhanden sein müssen, und einen Eizellpool, den man abpunktieren kann. Es gibt mittlerweile Hinweise darauf, dass sich diese Voraussetzungen und gleichzeitig Fruchtbarkeitsmerkmale positiv oder aber negativ innerhalb einer Kuhfamilie weitervererben. Allerdings gibt es ausser diesen individuellen Faktoren auch viele äussere Einflüsse, ob man von einer Spenderin viele oder wenige Eizellen gewinnen kann. Der ererbte Effekt ist diesen vermutlich untergeordnet.