Lieblingskühe - JOLIE die Schauikone
Im letzten Jahr wurde die ehemalige Nationalsiegerin in Ins punktiert.
Jutta Berger, wissenschaftliche Mitarbeiterin
«Diese Kuh ist ein Weltstar», schwärmt das Fachmagazin "Holstein International" über Au Parchy Doorman JOLIE - eine Schönheit, die als eine der bekanntesten Schaukühe ganz Europas gilt. Im Januar 2014 wurde sie auf dem Betrieb von Jean-Pierre und Vérène Fragnière geboren. 2016 wurde sie von Gobeli Holstein, Saanen, in einer Besitzergemeinschaft mit Ruedi Gasser, Hansjörg Räz und den Niederländern Hullcrest Holstein erworben. Anschliessend feierten diese mit JOLIE über Jahre auf verschiedenen Schauen zahlreiche Erfolge.
Grand-Champion 2019
Ihre bedeutensten Auftritte hatte JOLIE in den Jahren 2018 – 2022 immer wieder an der Expo Bulle. In ihrem erfoglreichsten Schaujahr 2019 gewann sie dort sogar den Titel der Grand-Champion und wurde als Nationalsiegerin gefeiert. Im selben Jahr wurde sie 4. bei der Europaschau in Belgien und war spätestens jetzt über die Schweizer Grenzen hinweg bekannt. Ihre Kälber sind seither gefragt und erzielten Höchstpreise auf Auktionen.
Alptaugliche Spenderin
Zu Hause ist die elfjährige Jolie seit 2016 auf dem Betrieb der Familie Gobeli im Berner Oberland. Der Talbetrieb liegt auf 1.000 Meter Seehöhe, die zugehörige Alpe auf 1.750 Meter hoch über dem Arnensee. «Es ist wichtig, dass unsere Kühe alle auch auf dem Berg funktionieren,» sagt Yanik Gobeli, «da gibt es auch für JOLIE keine Ausnahme ». Deshalb war auch die Schauikone seither jeden Sommer mit z’Alp – bis auf den Sommer 2023. Den verbrachte sie auf der Embryostation in Ins. «JOLIE hatte ihr letztes Kalb zuvor im Herbst 2021», erzählt Yanik, «nach dieser Abkalbung entschlossen wir uns, das Augenmerk auf die Embryoproduktion mit ihr zu legen. Denn die Nachfrage nach Embryonen von JOLIE war und ist natürlich hoch. Sie wurde deshalb auch mehrfach bei uns auf dem Betrieb gespült. Diese Kuh hatte in ihrem Leben schon so viel geleistet und hatte so viele Erfolge, da war es nicht das erste Ziel, sie selbst wieder tragend zu haben».
Vorteile von In Vitro
Auf die Frage, warum sich die Besitzer für eine In Vitro Produktion entschlossen, antwortet Yanik : «Wir haben die Vorteile gesehen, dass hier in kurzer Zeit mehrere verschiedene Anpaarungen produziert werden können. Man hat keine Wartezeit wie nach einer Spülung und sieht sehr schnell das Ergebnis, nach dem man entsprechend reagieren kann». Für JOLIEs ausländische Mitbesitzer und andere internationale Anfragen wurde ein Teil der Embryonen sogar mit exporttauglichen Auflagen produziert.
Export-Embryonen mit Auflagen
«Die Produktion von Embryonen für den Export muss einem ganz anderen Prozess folgen als eine Produktion fürs Inland», erklärt Embryo-Teamleiter Andreas Fleisch dazu, «es sind andere, aufwändigere Arbeitsschritte vor allem im Labor. Wir müssen strikte Hygieneregeln einhalten und die Embryonen mit Trypsin waschen. Daher sind Export-Embryonen in der Produktion auch teurer ». Er betont : «Kunden müssen unbedingt bereits bei der Anmeldung hinterlegen, dass die gewünschten Embryonen exporttauglich sein sollen. Sie können nicht zuerst produziert und dann nachträglich als solche qualifizert werden.» Da die Spendertiere nachgewiesenermassen frei von Tierseuchen aller Art sein müssen, dürfe der Herkunftsbetrieb selbstvertändlich keiner amtlichen Sperrung unterliegen. In Zeiten der Blauzungenkrankheit (BTV) werde die Spenderin am Tag der Eizellentnahme zudem zwingend per Blutprobe auf Virus-Freiheit untersucht. Anders ist eine Embryoproduktion für den Export momentan nicht möglich. «Das gilt im übrigen auch für konventionelle Export-Embryonen. Auch diese Spenderinnen müssen am Tag der Spülung auf BTV untersucht werden».
Noch ein aktueller Schauerfolg
Gobelis liessen im letzten Jahr zunächst fürs Inland und anschliessend für die internationale Nachfrage produzieren. Danach erhielten die Reproduktionsexperten um Andreas Fleisch in Ins den Auftrag JOLIE doch noch einmal tragend zu machen. «Sie wurde dort nach Abschluss der Embryoproduktion im vergangenen Januar erfolgreich besamt, verbrachte den Sommer wieder auf unserer Alpe und kalbte am 10. Oktober zum siebten Mal», fasst Yanik Gobeli JOLIES Jahr 2024 zusammen, «Da alles gut verlief und sie fit ist, konnten wir sie sogar an der Junior Expo am ersten Dezemberwochenende in Bulle zeigen. Bei den Kühen über 50.000 kg Milchleistung errang sie den 2. Platz. Ein schöner Erfolg nach dieser langen Pause». Stolz ist er auch auf die Leistungsfähigkeit dieser Kuh: Momentan steht JOLIE trotz Pause und neben all ihren Triumphen im Schauring bei einer Lebensleistung von über 75.000 kg Milch.