«Gesunde Tiere sind das A und O»
Auf der Aufzuchtstation von Swissgenetics wird das Stallteam seit letztem Sommer von einem SenseHub® Dairy-System unterstützt.
Jutta Berger, wissenschaftliche Mitarbeiterin
Nach dem Ortsausgang von Langnau bei Reiden führt ein schmales Strässchen hinein ins Altental. Im Schattenspiel der Hecken zieht es leicht bergauf, vorbei an einem idyllischen Weiher, an dem vor wandernden Kröten gewarnt wird. Ein paar hundert Meter weiter oben kurz vor dem Waldrand taucht die Aufzuchtstation von Swissgenetics mit ihrem blaugrauen Wohnhaus, den Futtersilos und Stallgebäuden auf. Im Jahr 2015 riss man an dieser Stelle einen in die Jahre gekommenen Aufzuchtstall ab und ersetzte ihn durch einen modernen. Hier sind die Jungstiere untergebracht, bevor sie nach Mülligen in die Samenproduktion zügeln.
Hohe Standards
Betriebsleiter Hans Wigger öffnet die Tür zur Besucherschleusse. Biosicherheit hat oberste Priorität auf der Aufzuchstation Langnau. Zutritt zum Stall bekommt nur, wer vorher 72 Stunden lang keinen Kontakt zu anderen Klauentieren hatte und das im Besucherjournal unterschreibt. Dann gibt es betriebseigene Überkleider und Stiefel. «Wir haben einen der wertvollsten Tierbestände in der Schweiz bei uns», erklärt Hans diese Massnahmen, «für Swissgenetics ist die Seuchenfreiheit im Gesamtbestand eine der allerwichtigsten Voraussetzungen. Nur dann darf Samen produziert und verkauft werden». Im luftigen Stall fällt die Nachmittagssonne schräg durch das geöffnete Dach. Die jungen Stiere sind altersentsprechend in grosszügigen Gruppen- oder Zweierboxen untergebracht. Einige von ihnen fressen TMR im Fanggitter, andere dösen in ihrem Liegebereich.
Tierbeobachtung als Kernkompetenz
«Wir kümmern uns momentan zu dritt um rund 170 Tiere,» sagt Hans, «das erscheint manchem Landwirt fast lächerlich, wenn er das hört. Doch man kann unseren Betrieb natürlich nicht mit einer landläufigen Rinderhaltung vergleichen. Wir haben einige zeitaufwendige Zusatzaufgaben zu bewältigen, damit die Stiere auf ihren Einsatz in der Samenproduktion vorbereitet sind. Sie lernen bei uns an einem Halfter geführt zu werden und einmal pro Woche prüfen wir, welcher Stier die Produktionsreife erreicht hat – welcher also schon aufspringt und wer bereits Samenzellen bildet. Dieses Training muss neben der alltäglichen Tierbetreuung und dem Futterbau auf unseren 30 Hektaren Land einher gehen.» Eine der wichtigsten Kernkompetenzen des Teams auf der Aufzuchtstation ist die Tierbeobachtung. «Gesunde Tiere sind das A und O. Wir tragen die komplette Verantwortung für alle diese Hoffnungsträger und brauchen das Vertrauen der Züchter und der Firma, dass wir immer unser Bestes für jeden Stier geben», betont Hans und zeigt auf die Tiere, die mittlerweile neugierig schauen.
Tiergesundheit statt Brunstgeschehen
Um die Tierüberwachung weiter zu verbessern, entschieden sich Hans und das Stationstierärzte-Team im letzten Sommer für die Installation eines SenseHub®-Systems. «Wir wollten dadurch erreichen, Erkrankungen tatsächlich so früh wie möglich sicher zu erkennen und blitzschnell eingreifen zu können,» erklärt der Betriebsleiter und fährt mit Augenzwinkern fort: «Da das System von Swissgenetics vertrieben wird, wollten wir natürlich auch testen, was es tatsächlich kann». Sie entschieden sich für das SenseHub® Dairy, obwohl es sich offensichtlich nicht um Milchkühe, sondern um junge Stiere handelt. «Die Brunstbeobachtung ist wohl das bekannteste Einsatzgebiet dieses Monitoring-Systems», sagt Hans, «und das brauchen wir naturgemäss am wenigsten. Aber wir wollten gerne ein System mit Sensoren an Halsbändern, die man schnell wechseln kann, wenn eine Gruppe Stiere den Stall in Richtung Mülligen verlässt. Und da empfahl uns Tom Bitterli vom Swissgenetics Smart Farming-Team das Sense Hub® Dairy».
Richtiger Sitz am Hals
Wichtig sei, dass die Sensoren richtig am Hals der Stiere anliegen. Deshalb sind sie jeweils an der oberen linken Halsseite angebracht – so wie vorgesehen. «Wenn wir Kälber einstallen und die Halsbänder in der neuen Gruppe verteilen, braucht es ein wenig Konzentration, um jedem Sensor die richtigen Tierdaten zuzuweisen», gibt Hans seine Erfahrungen preis, «und danach braucht es immer ein Auge darauf, dass das Fell an der angelegten Stelle nicht zu dicht ist und dass die Halsbänder gut sitzen. Bei wachsenden Jungtieren muss man sie wirklich regelmässig kontrollieren und recht häufig nachstellen, damit man nicht in Gefahr läuft, dass sie zu eng werden und einwachsen.»
Unterschiedlicher Alarm
Besonders helfe das System an Wochenenden oder zu Stosszeiten in der Ernte, wenn mit anderen Arbeitszeiten und reduziertem Personal im Stall gearbeitet wird. Gibt das sensible System einen Alarm, dass ein Tier «zu überwachen» sei, gehen die Stierenpfleger in Langnau sofort mit dem Fieberthermometer los, messen die Körpertemperatur und entscheiden dann mit den Stationstierärztinnen über eine Behandlung. Die dringendere Alarmstufe «Tier in Notlage» löse nur sehr selten aus, berichtet Hans: «In den meisten Fällen hatte sich dann zum Glück nur das Halsband gelöst und lag irgendwo am Boden – und nicht der Stier.»
Krankheitsfall und Therapieerfolg
«Mittlerweile haben wir gelernt, dass die Aktivität und Futteraufnahme der Stiere bei einer beginnenden Lungenentzündung drastisch von jetzt auf gleich zurückgehen. Verdauungsstörungen verlaufen dagegen eher langsamer», berichtet der erfahrene Tierbetreuer weiter, «sehr schön ist es, wenn eine Therapie anspricht: Dann erholen sich diese Parameter ruckzuck. Man kann also den Erfolg einer Behandlung sehr gut überprüfen».
In der Aufzucht nichts verpassen
Hans könnte sich vorstellen, dass das SenseHub®, so wie es in Langnau eingesetzt ist, zum Beispiel für Betriebe einen Mehrwert bietet, die ihre Aufzuchtrinder in separaten Ställen untergebracht haben, wo nicht rund um die Uhr jemand vor Ort ist. Auch auf der Aufzuchtstation gibt es nämlich einen abgetrennten Bereich, den die Pfleger in der Regel nur einmal am Tag betreten. «Wenn die Stiere bei uns ankommen, sondern wir sie für fünf Wochen in einem Quarantäneabteil ab. Erst nach abschliessenden sanitarischen Untersuchungen erhalten sie den seuchenfreien SPF-Status, den wir bei Swissgenetics im restlichen Tierhaltungssystem haben», erklärt Hans, «in den ersten Tagen gehen wir zunächst immer am Morgen und Abend nach diesen Kälbern schauen und lernen sie kennen. Allerdings ist diese visuelle Kontrolle für uns tatsächlich mit grossem Aufwand verbunden. Denn solange die Quarantäne läuft, müssen wir uns bei jedem Betreten und Verlassen des Quarantänestalls komplett umziehen und dürfen die anderen Ställe auch nicht sofort wieder betreten. Um personelle Ressourcen zu schonen, versucht man deshalb die persönliche Betreuung in dieser Quarantänezeit zu minimieren. Das heisst wir gehen nur noch einmal am Tag dort hinein, wenn wir füttern. Allerdings haben wir stattdessen Kameras installiert, die uns diese Reduktion gut möglich machen. Über diese können wir jederzeit per Handy einen Blick in den Stall werfen. Ihre Zoomfunktion ist dabei so gut, dass man sogar die Ohrmarken ablesen kann, wenn jetzt zum Beispiel ein Stier an einer ungewöhnlichen Stelle liegen würde». Hans ist sich sicher: «Da auch die Kälber in der Quarantäne bereits mit einem SenseHub®-Halsband ausgestattet sind, verpassen wir nichts».
Super Support
Die Unterstützung durch des Swissgenetics Smartfarming Teams lobt Hans Wigger explizit: «Der Support ist super! Vor allem bei der Installation und bis das System richtig lief. Er hat jederzeit Zugriff auf unsere Daten und kann bei Fragen sofort weiterhelfen». Und dann sagt er lachend: «Ein positiver Nebeneffekt des SenseHub® ist das W-LAN, das jetzt den ganzen Stall abdeckt. So haben wir endlich überall NATEL-Empfang hier in der Abgeschiedenheit des Altentals».