Lieblingskühe - HELENA aus der Millionenkuh
Lieblingskühe – Folge 3
Jutta Berger, wissenschaftliche Mitarbeiterin
Als vielversprechender Embryo kam dieses Spenderrind in die Schweiz
«Im Internet nach interessanten Holstein-Kühen zu recherchieren und den einen oder anderen Embryo von diesen zu importieren, ist eine Leidenschaft von mir», beginnt Züchter René Eigenmann die Geschichte von HELENA zu erzählen, «auch die Kuh S-S-I Doc HAVE NOT 8784 EX-95 entdeckte ich, als sie noch ziemlich unbekannt war. Doch was ich las und sah, gefiel mir spontan – sie hatte ein gutes Exterieur und stammte aus einer Familie sehr bekannter Kühe. Und da fragte ich spontan an, ob ihre amerikanischen Besitzer diese Kuh für mich spülen würden.» Drei Embryonen bekam René aus diesem privaten Auftrag, die er auf seinem Betrieb unweit des Bodensees erfolgreich einsetzen liess. Über die TopSale 2021 ging daraus Duckett Magnitude HANINA-ET in die Westschweiz. Wegen der Geschäftsverbindung nach den USA erhielt René Eigenmann weitere Embryonen derselben Kuh aus einer anderen Anpaarung angeboten. Er kaufte noch einmal ein, und eines dieser Kälber von CHIEF-ET ist HELENA, geboren kurz nach Weihnachten 2021.
Plötzlich in aller Munde
Im darauffolgenden Sommer war die heimliche Favoritin von René plötzlich in aller Munde: Denn S-S-I Doc HAVE NOT 8784 EX-95 wurde im Juli 2022 in Wisconsin auf einer Auktion zu einem unglaublichen Rekordpreis von über 1.9 Millionen US-Dollar verkauft. «Sie ist damit die teuerste Milchkuh der Welt und jeder sprach plötzlich über sie. Sie ging medial natürlich völlig durch die Decke», erinnert sich der Züchter, «und bis dahin war ich der Einzige in ganz Europa, der Töchter dieser absoluten Ausnahmekuh hatte. Das waren Glück und Zufall, wie man es wohl nur einmal im Leben hat.»
Rinder brauchen Top-Bedingungen
Im letzten Jahr entschloss sich René Eigenmann, das Angebot von Swissgenetics in Ins zu nutzen und verstellte HELENA im Februar nach Ins, um sie dort punktieren zu lassen. Das Team um Tierarzt Andreas Fleisch konnte überdurchschnittlich viele Embryonen produzieren. Gleich in der ersten Runde, als HELENA 14 Monate alt war, wurden 13 Embryonen von ihr eingefroren. «Für eine erfolgreiche Eizellgewinnung bei Rindern ist es zunächst wichtig, dass ihre körperliche Entwicklung diese problemlos zulässt», sagt der Teamleiter Embryoproduktion, als er nach den Grundvoraussetzungen für die Eierstockpunktion von Rindern gefragt wird, «war eine Spenderin vor der ersten Punktion bereits mindestens einmal von selbst in Brunst, wirkt sich das positiv auf das Ergebnis aus. Die Eizellen haben dann nämlich eine bessere Entwicklungskompetenz, als wenn vor der Geschlechtsreife punktiert wird. Mit anderen Worten heisst das: Man erhält im Schnitt mehr Embryonen aus derselben Anzahl gewonnener Eizellen.» Der Spezialist erläutert damit Erfahrungen aus Kanada und betont: «Für eine erfolgreiche Embryoproduktion müssen Spenderrinder unbedingt aus top Aufzuchtbedingungen kommen. Denn Krankheiten, Stress oder Entwicklungsprobleme wirken tatsächlich lange Zeit negativ auf die Eizellqualität nach.»
Mittlerweile gekalbt
Bis Ende September 2023 folgten weitere Punktionsrunden bei HELENA während der ersten Trächtigkeitswochen, und das Team in Ins konnte verschiedene Anpaarungswünsche von René Eigenmann erfüllen. Bereits im Juni wurde HELENA in Ins erfolgreich besamt und hat mittlerweile bei den Eigenmanns selbst gekalbt. Sie ist nun Teil der 90-köpfigen Kuhherde in Berg SG, die in einem grosszügigen neuen Laufstall untergebracht ist. «HELENA gibt schön Milch und man kann sie durchaus als eine sehr gute Kuh bezeichnen», beschreibt sie ihr Besitzer zufrieden, «vor allem weil Erwartungen und die Messlatte an Töchtern aus Spitzenkühen ja immer besonders hoch sind.»
Duckett Chief HELENA stammt selbst aus In-Vitro-Produktion und wurde als Embryo aus den USA importiert. Sie wurde ab Februar 2023 mehrfach in Ins punktiert und Mitte Juni dort besamt. Auch die ersten 14 Wochen ihrer Trächtigkeit wurden noch einmal zur Produktion von insgesamt 25 Embryonen genutzt. Alles in allem erhielt Züchter René Eigenmann über 40 gesexte Embryonen von HELENA. Drei Töchter sind bereits auf seinem Betrieb geboren. Über die Trächtigkeitsresultate sagt er: «Wir setzten vor allem die zweitklassigen Embryonen bei uns ein. Da ich gleichzeitig auch wieder teure Importembryonen übertragen liess, nahmen wir die besten Empfängerrinder mehrheitlich für diese. Für Zweitklass-Embryonen auf Zweitklass-Empfänger war der Trächtigkeitserfolg gut.» Die meisten Erstklass-Embryonen von HELENA konnte René Eigenmann inzwischen über die Plattform swisskuh.ch verkaufen. «Ein paar von ihnen sind noch im Lager», sagt er.